Gedanken

Gute Texte, schöne Gedanken und Geschichten sowie kurze Sprüche, Gedichte und tiefgründige Lebensweisheiten, Aphorismen. Lebendig, witzig, ernsthaft, kritisch, zum Nachdenken ...

Ästhetischer Ausdruck

Elementare Sprachgesten sind "Ja!" und "Nein!", mit denen wir jeweils einen Sachverhalt akzeptieren und verwerfen. Wir akzeptieren und verwerfen aber sowohl Annahmen oder den Inhalt deskriptiver Sätze als auch Aufforderungen und Wünsche oder den Inhalt präskriptiver Sätze. Wenn wir die Annahme, daß Peter eingeladen wurde, verwerfen, behaupten wir, daß er sich nicht unter den Gästen befinde. Wenn wir den Wunsch hegen, Peter soll an der Feier teilnehmen, richten wir an ihn die Aufforderung, unserer Einladung nachzukommen. Wir antworten auf die Frage, ob Peter an der Feier teilgenommen hat, mit "Ja!". Ebenso antworten wir auf die Frage, ob Peter eingeladen werden soll, mit Ja, wenn dies unserem Wunsch entspricht. Doch mit dem ersten Ja haben wir eine Tatsache bestätigt, mit dem zweiten Ja eine Forderung.

Wir können Beschreibungen von Tatsachen in Handlungsanweisungen umformen. Wir beschreiben die Zusammensetzung eines Kuchens. Oder wir machen ein Rezept, indem wir eine Liste mit den Handlungsanweisungen oder Vorschriften aufsetzen, deren Befolgung und Ausführung den wohlschmeckenden Kuchen zum Resultat haben. Die Erfüllung der Vorschriften des Rezepts ergibt ein Resultat, das wir wiederum beschreiben können. Im Idealfalle stimmen unsere Ausgangsbeschreibung und die resultierende Beschreibung überein. Sollten sie nicht übereinstimmen, haben wir etwas falsch gemacht.

Nun wenden wir uns der Beschreibung sprachlicher Tatsachen in der Form dichterischen Ausdrucks zu. Wenn wir ein schlichtes Gedicht wie das Abendlied von Matthias Claudius in seine Bestandteile zerlegen und eine Liste mit allen verwendeten sprachlichen Eigentümlichkeiten von der Wortwahl über die Syntax bis zum Reimschema erstellen und diese Liste wie beim Kuchenrezept in eine Liste von Handlungsanweisungen und Vorschriften umformen und sie jemandem vorlegen, der mit dem Original nicht vertraut ist, wird es ihm bei noch so großem Sprachtalent nicht gelingen, den gewünschten "Kuchen" zu backen.

Wir bemerken, daß uns eine normative Ästhetik von Sprachkunstwerken als Liste von Handlungsanweisungen und Vorschriften, solche Kunstwerke hervorzubringen, nicht zur Verfügung steht. Das hat seinen Grund in der Tatsache, daß wir kein vollständiges Set präziser sprachlicher Regeln angeben können, nach denen Sprachkunstwerke funktionieren.

Auch wenn wir die Dichte und Nuanciertheit der ästhetischen Beschreibung sehr weit treiben, gelangen wir immer wieder zu stereotypen oder musterartigen Beschreibungsetiketten. So sprechen wir von einem strengen oder weichen, einem kargen oder überladenen, einem reduzierten oder üppigen Ausdruck, und finden diese Stilprinzipien auf allen Gebieten künstlerischer Gestaltung, von der Töpferkunst über die Plastik bis zur Architektur, von der Malerei über die lyrische Dichtkunst bis zur Musik. Wir finden eine gewisse Häufung und Konzentration solcher Ausdruckswerte auf Stilepochen verteilt wie die archaische, geometrisch-strenge, klassische und hellenistische Stilepoche in der Vasenmalerei und Plastik des antiken Griechenlands, die dorische, ionische und korinthische Säulenordnung des antiken Tempels oder die Epochen Renaissance, Barock, Klassik und Romantik in Malerei, Architektur und Musik des Abendlands. Wir finden und empfinden sie auch in den Altersphasen der Produktion großer Künstlerpersönlichkeiten. Denken wir beispielsweise an die triadischen Produktions- und Stilphasen der klassischen Dichter Roms, die iambische, lesbische und hexametrische Dichtungsart des Horaz oder das cecini pascua, rura, duces des Vergil. Oder denken wir an die Stilphasen in Goethes Werdegang, an die rokokohafte Verspieltheit und den erotischen Charme seiner Jugendgedichte, den Sturzbach seiner frühen Hymnen, die zart verschleierten Veduten seiner klassischen Epoche und die bunten, stillen Flockenwirbel seiner Alterswerke.

Wir finden Ausdruckswerte ästhetischer Anmutung auch in den musikalischen Vortragbezeichnungen wie andante und presto, grazioso und maestoso, lento und forte, animato und morendo. Sie bilden wie die Ablagerungen und Versteinerungen des urzeitlichen Lebens im Meeresschlamm Einschlüsse und Embleme des anonymen Seelenlebens vieler Generationen.

Wir bemerken, daß die Vorliebe der klassischen Ästhetik für die Ausdruckswerte des Schönen und Erhabenen, wie wir sie bei Kant oder Hegel finden, unseren Blick zu sehr einschränkt und der Fülle und Differenziertheit künstlerischer Gestaltung nicht gerecht wird.






Auch wenn die ästhetischen Ausdruckswerte nicht rein naturwüchsig vorgegeben sind, scheinen sie doch nicht willkürlich und beliebig oder willkürliche Erfindungen zu sein. Wir könnten beispielsweise nicht den ästhetischen Ausdruck des Komischen goutieren, wenn wir nicht in der Lage wären zu lachen, und wir könnten nicht dem ästhetischen Ausdruck des Tragischen nachspüren, wenn wir nicht in der Lage wären zu weinen. Das Komische in den Komödien von Aristophanes, Molière oder Nestroy und in den Gedichten von Morgenstern oder Ringelnatz und das Tragische in den Tragödien von Sophokles, Racine und Shakespeare sind grundlegende ästhetische Ausdruckswerte, die gewissen Sichten und Gestimmtheiten entsprechen, mit denen wir dem Leben und seinen Verwicklungen und Verstrickungen begegnen.

Das, was uns belustigt und erheitert, was uns traurig macht und erschreckt, sind natürliche Aspekte unseres Erlebens, und zugleich gerinnen die Inhalte solchen Erlebens vor unseren Augen zu komischen oder ernsten, grotesken oder grauenerregenden Bildern und Gestalten eines prägnanten ästhetischen Ausdrucks. Aber auch die Art und Weise, wie jemand steht und geht, sich regt und bewegt, fassen wir zugleich in die Anmutungsqualitäten des Plumpen oder Anmutigen, Schwerfälligen oder Leichtfüßigen und charakterisieren sie mit den entsprechenden ästhetischen Etiketten. Die ästhetischen Ausdruckswerte entspringen demnach dem Anmutungscharakter in der trivialen Wahrnehmung von Gestalten, Farben und Klängen, Gesten, Bewegungen und Sprechweisen unserer alltäglichen Umgebung, sie haben ihren Ursprung nicht in der Kunst. Die Kunstwerke sagen uns etwas und sprechen uns an, weil alltägliche Anmutungsqualitäten in ihnen in verdichteter und prägnanter Form verwendet werden. Dieser Umstand scheint der mißverständlichen Redeweise zugrunde zu liegen, die Kunst sei Mimesis oder ahme die Natur nach.

Wir können vom tollpatschigen Gebaren eines Hundewelpen oder Kleinkinds erheitert und belustigt werden, während wir das Lächeln unseres Freundes verstehen, auch wenn wir selbst traurig sind. So kann uns die melancholisch-heitere Anmutung eines Gemäldes von Antoine Watteau oder eines Gedichts von Paul Verlaine aus dem Zyklus der Fêtes galantes melancholisch-heiter stimmen, doch könnten wir den Sinn des malerisch Dargestellten und dichterisch Ausgedrückten auch verstehen, wenn wir uns der melancholisch-heiteren Stimmung momentan verschlössen. Hier berühren wir die Grenze der Redeweise von der Kunst als Nachahmung der Natur, insofern das Verstehen der ästhetischen Ausdruckswerte nicht auf psychologische Gründe und Motive wie etwa auf die sympathetische Anteilnahme zurückgeführt werden kann. Wir können ja den ästhetischen Ausdruckscharakter des dicken Mannes, der schwerfällig und plump unseren Weg kreuzt, wahrnehmen, auch wenn wir von ihm abgestoßen werden.

Wenn wir im Tropfen des Wasserhahns bald ein rhythmisches Klangmuster zu hören geneigt sind, hat dieser ästhetische Wahrnehmungseindruck nicht die ästhetisch ausgezeichnete Qualität, die uns als ähnliches rhythmisches Muster in einem Musikstück zu Gehör kommt. Ersteres ist zufällig und intentionslos, während der Kunstcharakter des Musikstücks den Rhythmus absichtsvoll gestaltet und gleichsam ausstellt.

Der dicke Mann wirkt auf uns schwerfällig und plump, aber er sinnt uns nicht wie die Kunstfigur Falstaff in Shakespeares Komödie Die lustigen Weiber von Windsor seinen fetten Wanst als glänzende Hülle seiner Trink-, Liebes- und Lebenslust an. Es ist umgekehrt, wir mögen, wenn wir gut gelaunt sind, Falstaff in dem dicken Mann wiedererkennen. Desgleichen mag uns die anmutige Gebärde oder die graziöse Haltung des schönen Erdenkinds an Ophelia oder Ariel erinnern, auch wenn es nichts von diesen Kunstgestalten weiß. Wir können demnach die Tristesse und Eintönigkeit unseres Erdenwandels mildern, wenn wir uns darauf verstehen, Szenen unseres Alltags mit Zitaten aus Stücken von Molière, Shakespeare oder Beckett zu garnieren und in ganz gewöhnlichen Vasen, Tassen und Früchten auf dem Tisch Fragmente der Stilleben von Chardin, Modersohn-Becker oder Morandi erblicken.

Gewiß ist uns der allgemein-platonische Begriff des Schönen oder der normative Regelbegriff der barocken und klasischen Kunst abhandengekommen, wir leben gleichsam ästhetisch von der Hand in den Mund und müssen uns mit der Aufzählung von Beispielen begnügen, die kaum mehr bezeugen als Idiosynkrasien und Vorlieben unseres persönlichen Geschmacks. Dennoch ist uns ein vager Begriff von Größe am Maß der Intensität und der Sublimierung menschlichen Leidens im künstlerischen Ausdruck geblieben, wie ihn uns die Dichtungen Hölderlins, Baudelaires und Trakls oder die Kantaten Bachs und die Lieder Schuberts bezeugen.

Wir ahnen aber noch einen Hintergrund der künstlerischen Produktion, der sich im Dargestellten und Ausgesprochenen schwer greifen läßt und mehr als ein duftiger Schleier des Ungesagten um alles Gesagte schwebt. Er mutet, wie dem von tiefem, traumlosen Schlaf Erquickten die blaue Luft des Morgens, als unverbrauchter Lebenssinn uns an. Wir stellen dies Ausgesparte, die gleichsam leer gelassene Mitte des Werks, der Reife und Meisterschaft des schöpferischen Genies anheim, die wohl nicht ohne Virtuosität auskommt, doch wie der Schmelz oder Tau auf die blasse Blütenspitze unverhofft als ein Segen und Glanz auf das noch so dürftige und nichtssagende Wort herabtropft.

(© Detlev Wilhelm Klee, Frankfurt am Main)

Text hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Detlev Wilhelm Klee. Quelle: www.luxautumnalis.de



S P R U C H
Die Kunst steht zur Ästhetik im Grunde in keinem anderen Verhältnis als die Natur selbst.

(Konrad Fiedler, 1841-1895)

Jahreswechsel

Es wechselt, das Jahr wechselt, vom Vorjahr ins nächste Jahr. Und in diesem Übergang liegt das Dazwischen und dieses Dazwischen nennen wir Silvester. Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche sei dies der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester. Jetzt wissen wir schon, wo der Name herkommt.

Dieses Dazwischen feiern wir mehr oder weniger feucht fröhlich und gar laut. Feuerwerk solle im vorchristlich-animistischen Glauben früher "böse Geister" vertrieben haben und drücke heute auch Vorfreude auf das neue Jahr aus, lesen wir bei Wikipedia.

Unter uns gesagt, die Vorfreude bei Böllereien hält sich bei mir extrem in Grenzen. An böse Geister glaube ich auch nicht. Eher noch an böse Menschen. Laute Böller haben ja auch was Böses. Schliesslich gibt es Menschen und Tiere mit sensiblen Gehörgängen. Und einmal Brauch immer Brauch. Muss das sein? Könnte man nicht etwas Leisereres erfinden? Auf den Mond fliegen geht ja auch.

Silvesterbräuche gibt es viele. Einige sind angenehm, auf andere könnte man verzichten. An manchen Orten sollen gar Silvesterchläuse unterwegs sein und einige, oder viele, nehmen an Silvesterläufen teil. Wie wenn man das ganze Jahr nicht schon genug laufen könnte. Vor allem davonlaufen.

Um Mitternacht mit einem Gläschen Wein oder Sekt anstossen und sich ein gutes neues Jahr wünschen, ist bei uns Brauch. Gerne küsst man sich dabei. Nicht alle, aber wenige.

Getrunken wird ebenfalls so einiges an Silvester. Manche sind schon vor Mitternacht im Koma, andere trifft die Besinnung etwas später. Wo doch gerade dieser Übergang vom alten ins neue Jahr der Besinnung bedürfte. Diese Einkehr bei sich selber scheint aber irgendwie so gar nicht zur Geselligkeit, die man an Silvester besonders gerne und ausgiebig zelebriert, zu passen.

Singles fühlen sich in der Silvesternacht oft alleine und einsam. Dabei kann das Alleinsein gerade in dieser Zeit einen besonderen Wert darstellen. Es ist eine besondere Zeit, ein besonderer Augenblick.

Man kann zu Hause bleiben und muss diesem gestörten Massenwahnsinn nicht beiwohnen. In Ruhe das Jahr Revue passieren und dazu die Gedanken und Gefühle fliessen lassen. Ein emotionaler Moment voller Tiefe, Wärme, Schmerz und Liebe. Ein kleiner Luxus, eine grosse Freiheit, gerade in unserer lauten grellen und angepassten Welt.

Ich wünsche Ihnen ein besonderes "Dazwischen", tiefe Momente in einem Übergang voller Leben, voller Gefühle. Emotionen, die es Wert sind, nochmals in Erinnerung gerufen zu werden. Egal wie schmerzhaft oder freudig sie waren. Die Gefühle brauchen diese Aufmerksamkeit. Wir brauchen diese Aufmerksamkeit.

(© M.B. Hermann, 27. Dez. 2017)



> Neujahrswünsche





Z I T A T
Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein. Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen - wenn ich es kann. Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten. Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt. Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden und Erfolg haben. Ich lehne es ab, mir den eignen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen. Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten, als ein gesichertes Dasein führen; lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolgs als die dumpfe Ruhe Utopiens. Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben. Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: dies ist mein Werk. Das alles ist gemeint, wenn ich sage: Ich bin ein freier Mensch.

(Albert Schweitzer, (1875 - 1965), deutsch-französischer Arzt, Theologe, Musiker und Kulturphilosoph, Friedensnobelpreis 1952)



Weihnachten naht

Jetzt, wo es gegen Weihnachten geht, will man wieder das "Gute" in die Welt schenken. Für kurze Zeit sind nicht Krankheiten das Lieblingsthema sondern, was schenke ich für wieviel, von wo an wem. Mmmmmmmmh... !

Ich habe mal nach den Trendgeschenken für Weihnachten gegoogelt und bin auf seltsame Sachen gestossen.

Geschenke für Männer zum Beispiel:
Flaschenpuzzle Geduldspiel, Retro Arcode Games Mini Konsole, Werkzeug-Kastengrill, Fahrradspeichen Lichter, Superman Bademantel, Star Wars Todesstern Mood Light...

Oder Geschenke für Frauen:
Fussreflexzonen Massagegerät Fuss fit, LED Word Clocks, Schreibtisch Staubsauger, Heisse Bären, Laptop Unterlage aus Holz, Tweexy Nagellackhalter, Einhorn Pflaster, Kühlschrank Diät Schweinchen...

Unter originellen Geschenken findet man dann all das unnütze Zeugs auch noch mit Gravur.

Nein, nein, ich bin kein Feind von Geschenken oder gar von Weihnachten. Ich liebe es. Nur in einem etwas anderen Mass. Man kann durchaus Weihnachten schon den ganzen Dezember feiern. Das geht mit einem Adventskalender wunderbar. Plätzchen, Schokolade, kleine Nettigkeiten, Sprüche oder Geschichten... . Einfach drauflos fantasieren und schon wird jeder Tag zu einem kleinen Festtag.

Wer noch kurze Sprüche und Gedanken sucht, ob für den Adventskalender oder für Karten, wird auf folgender Seite bestens bedient:

> Adventskalender online, jeden Tag Gedanken und kurze Sprüche


Auf der Suche nach Bildern für meine Wohnung bin ich auf wirklich schöne Geschenke gestossen. Und so habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, meinen Lieben ein Bild mit einem schönen Spruch zu schenken. Kann man ausdrucken und auf eine Karte kleben oder als Poster drucken lassen und ein Wandbild kreieren:

Da man Eltern nie genug Danke sagen kann, habe ich mir für Vater und Mutter dieses Dankeschönbild ausgewählt.

(© Artikel von Beat Jan, 22. Nov. 2017)


Schnee auf Zweigen und Ästen

© Bild lebensweisheiten.net, darf ausgedruckt und privat (nicht im Internet und nicht kommerziell) gratis verwendet werden. Z.B. für eine Karte. > Nutzung Bilder


Bild-Text
WO'S DANKBAR DENKT, IST GLÜCK.

(© Monika Minder)

> mehr Spruchbilder Weihnachten



Glückliches Zeitalter

Unsere westliche Kultur fördert die materielle Entwicklung. Wir wohnen modern, führen ein komfortables Leben, können überallhin reisen. X-verschiedenen Nahrungs- und Lebensmittel stehen uns täglich, sogar nächtlich, zur Verfügung. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, wir lebten in einem besonders glücklichen Zeitalter.

Tatsächlich aber ersaufen wir in ständig neu erfundenen Wünschen und im Stress, diese möglichst schnell zu befriedigen. Der materielle Überfluss raubt uns Zeit und Kraft für wesentliches Leben. Immer weiter weg bewegen wir uns von unseren ureigensten Bedürfnissen.

"Im Spannungsfeld zwischen materiellem Überfluss und spiritueller Not befindet sich der Mensch in einer existenziellen Krise."

(Meister Nan Huai Chin, 1918-2012)

Eine neue Renaissance liegt in unseren Händen. Alte Werte und Lebensweisheiten wieder lebendig werden lassen und Brücken bauen zwischen Kulturen, zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Alles verändert sich. Alles fliesst, wir steigen nie in den selben Fluss (Heraklit). Den Kreislauf des Lebens können wir nicht aufhalten, wir können ihn aber beobachten und begreifen. Und dadurch vorausschauen und uns vorbereiten, um anders zu handeln.

Die weisen Taoisten sagen, dass wir uns im Strom des Lebens befinden und nichts anderes zu tun haben, als ihm seinen Lauf zu lassen. Jeder Versuch, den Strom aufzuhalten, ist sinnlose Energieverschwendung. Wer gegen den Strom schwimmt, ertrinkt. Ausserdem sagen die Taoisten:

"Folgt dem Strom des Lebens, kanalisiert ihn, und er wird euch in die richtige Richtung tragen. Ohnen weitere Schwierigkeiten könnt ihr auf diese Weise aus den Dingen euren Nutzen ziehen."

(Taoistische Weisheit)

Lebensqualität, Gesundheit und Zufriedenheit erreichen wir nicht durch ständiges Produzieren und Konsumieren. Es ist ein Schwimmen gegen den Strom, eine riesengrosse Energieverschwendung. Mit sinnlosen Aktivitäten reiben wir uns auf und verbrauchen alle unseren natürlichen Ressourcen.

Wir brauchen andere Strategien, wollen wir unser Leben dem Ziel widmen, die Natur zu erhalten und der Menschheit eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Es ist an der Zeit, geistig zu wachsen, den Zustand der Ruhe auszuhalten, darin zu verharren, nach Innen zu schauen und zu fühlen. Was wir dort finden, können wir nicht mit Geld kaufen.

Laotse sagt:

"Gelingt es euch, euren Körper und eure Seele in Einklang zu bringen, so dass sie im gleichen Takt schwingen und sich nicht voneinander trennen? Gelingt es euch, so tief und so weich wie ein Neugeborenes zu atmen?"

(Laotse, um das 6.Jh.v.Chr.)

Davon sind wir weit entfernt. Wir atmen oberflächlich. Unser Leben ist voller Unruhe und ein ständiger Kampf. Dabei könnte es federleicht sein, würden wir unsere Energien, unsere Ressourcen richtig einsetzen.

Sinn und Wert gilt es in den Fokus zu stellen. Die Welt gehört uns nicht allein. Die Welt gehört allen.

Solange unser einziger Zweck der ist, Geld anzuhäufen, haben wir etwas nicht verstanden. Im "I Ging" bedeutet das Wort "Karriere" die Arbeit für das Volk und das Wohl des Nächsten.

Tun wir alles nur für uns selbst, degradieren wir Arbeit lediglich zu einer Tätigkeit, der wir nachgehen.

"Es ist daher an der Zeit, Wissenschaft, Kunst und Spiritualität zu vereinen. Unser Wohlergehen hängt von der Einheit dieser drei Dinge ab, denn aus dieser Einheit entspringt Hoffnung"

(Meister Nan Huai Chin)

Worauf wir den Fokus derzeit legen, ist deutlich. Wir produzieren und konsumieren uns zu Tode und vergessen (verlernen) wie es ist, zu SEIN. Wir ähneln einem überdüngten Boden, der allmählich versiegt, weil er ausgelaugt ist.

(© Monika Minder, 24. Okt. 2017)



Genügsamkeit und Gier

Der Genügsame nimmt ernst, was er sieht, fühlt, geniesst. Er schätzt, was er hat, und blickt nicht scheel zu den Nachbarn, die haben, was er nicht hat.

Der Genügsame schwimmt wie ein Fisch im Wasser in seinem Lebenselement, in seinem Lebensgenuss, während der Gierige immerfort in gewaltsamen Sprüngen sich aus seinem Element fortreißt, um in ein fremdes zu gelangen. Der Fisch aber, der auf das Ufer geraten, zappelt elend ums Leben.

Dem Genügsamen ist das Vorhandene, Gegenwärtige, Daseiende die Quelle des Sinns, der Freude, die sich nicht überstürzt, der Trauer, die sich nicht heillos verliert. Das Gegenwärtige ist ihm nichts, was nur vom verblaßten Glanz des Vergangenen her Wert erhält, und nichts, was nur vom aufgehenden Stern der Zukunft her seinen Wert erfüllt.

Genügsam sein heißt, aus der frischen Quelle des Lebens schöpfen, wenn echter Durst dich treibt, und nicht künstlichen Durst dir entzünden mit scharfen Gewürzen und vergeblich ihn löschen mit süßem exotischen Wein.

Der Gierige reflektiert im gegenwärtigen Genuß den vergangenen und antizipiert den zukünftigen.

Der Genügsame kann durch Übung oder durch Lebenskunst mit immer weniger sein Genüge finden. Der Gierige muss immer mehr verzehren, um noch ein wenig Genuß zu verspüren.

Die Gier öffnet uns die Tür zu den Geheimnissen der menschlichen Seele, denn sie ist auch der Schlüssel zu ihren Krankheiten. Dabei unterscheiden wir normale Vorkommnisse der Appetenz, insofern sie der Erhaltung des Organismus oder der Stabilisierung und Verteidigung der Lebensgemeinschaften dienen, von Übersteigerungen ins Gierhaft-Unmäßige, die am Ende des Tages alle Formen der Selbsterhaltung untergraben.

So müssen wir die reale Furcht vor Vergiftung des Machthabers, wie wir sie den Annalen und Historien des Tacitus und anderen Historikern entnehmen, und die auf die wahrheitsgemäße Wahrnehmung echter Bedrohung zurückgeht, vom Vergiftungswahn des Psychotikers absondern, bei dem keine reale Grundlage der Gefährdung auszumachen ist.

Wir können sagen, der Vergiftungswahn sei eine Reaktion der ungezügelten und krankhaften Gier nach dem Besitz der anderen auf deren vorweggenommene Rache. Warum sollten sonst die anderen das Essen vergiften, wenn der Wahnkranke nicht glaubt, es ihnen weggenommen zu haben oder es ihnen wegzunehmen gedachte oder es ihnen zumindest mißgönnt hat?

Wir dürfen das Syndrom der Vergiftungspsychose erweitern um all jene Arten des aggressiven und feindlichen Übergriffs, die sich in unterschiedlichsten Formen und Masken zeigen und drapieren: Wir kennen die Ausgeburten der Paranoia in den feindseligen Mienen und Anspielungen der Nachbarn oder den vernichtenden Befehlen aus dem Radio oder TV. Wir wissen um die paranoische Angst vor den Bazillen, Keimen und Insekten, die so manchen den Hungertod eingebracht haben.

Verdeutlichen wir unsere These anhand der paranoischen Angst vor parasitären Kleinstorganismen. Sie lauern überall in der Luft und im Wasser, in der Erde und im Bettzeug, in den Lebensmitteln und den Ausdünstungen der anderen. Der springende Punkt scheint nun der zu sein: Der Angriff der tödlichen Organismen wird durch feindliche Mächte gesteuert, die auf die Vernichtung des Paranoikers abzielen. Ihr feindliches Ansinnen ist eine Form der Rache, der Vergeltung oder Bestrafung der ursprünglichen feindseligen Antriebe des Kranken selbst. Er empfindet die ihn überwältigende Gier nach dem fremden Leben, nach dem fremden Hab und Gut, nach der fremden Lust als seine parasitäre Triebnatur, als eine triebhafte Form des Parasitismus. Wer sich als Parasit fühlt, hat Angst vor Parasiten. Warum aber fühlt sich der Kranke in dieser Weise? Weil die ihn beherrschende Gier unproduktiv, lähmend, unfruchtbar, schmarotzerhaft ist. Denken wir an die auditiven Halluzinationen der Psychose. Der Kranke hört die Stimmen der Nachbarn wie Stimmen von Dämonen, welche die Trennwand zwischen seiner Welt und der Welt da draußen durchbrochen und sich in seinem Gehör, in seinem Herzen eingenistet haben. Hier thronen und befehlen sie nun. Sie reden allerlei Unfug, am meisten aber Unfug, der dem Kranken insinuiert, er sei schlecht, böse, verdammenswert.

Warum ist er schlecht und wert, verdammt und in den Abgrund hinabgestoßen zu werden? Die Stimmen steigen aus dem wuchernden Sumpfgebiet der Rache derjenigen realen oder fiktiven Lebewesen auf, denen die unbeherrschbare Gier des Kranken ihre Güter, ihr Gehirn, ihr Sexualorgan oder ihre Kinder entrissen zu haben wähnt oder zu rauben gedachte, und wofür sie nunmehr schreckliche Rache nehmen.

Wir unterscheiden zwischen dem Wunsch nach Führung und Dominanz, der mit der Begabung, andere Menschen führen, anleiten, prägen zu können, einhergeht, und dem Größenwahn, der als antisoziale oder soziopathische Form der Herrschsucht die Herrschaft über andere gleichsam kostenlos und ohne Nachweis sozialer Führungsqualitäten wie Voraussicht, Vorausplanung, Charakterfestigkeit und Zuverlässigkeit einheimsen möchte. Andere zu führen und nicht in die Irre zu führen, sondern ihnen zu ihrem besten den ungewissen Weg in die Zukunft zu weisen, bedarf charakterlicher Eigenschaften und früher Einübungen, die der Paranoiker nicht besitzt, sondern als faule und schmarotzerhafte Existenz durch die bloße Macht der Gedanken ersetzt. Die imperiale Gier ist ein Parasitismus des reinen Denkens.

Der Mund, der Bauch und Darm, die Sexualorgane sind die natürlichen Verbündeten der Gier. Aber nicht wie Freud meint, weil sie ursprünglich auf das Maßlose und Unbeherrschbare des Unbewußten ausgelegt sind, sondern weil ihr natürliches oder beherrschbares Maß, das ein Genüge in natürlichen Formen der Befriedigung findet, von der Gier deformiert und pervertiert worden ist.

Wir sind noch im Unklaren darüber, in welchem Maße die Ursprünge dieser Deformationen und Pervertierungen in Deformationen und Pervertierungen des menschlichen Umgangs oder der Kultur zu finden sein müssen oder sich (auch) neurologischen Fehlentwicklungen verdanken, die genetisch angelegt oder epigenetisch durch Störungen der Embryonalentwicklung bedingt sein können. Schließlich pflegt uns das schreckliche Rätsel der originären Beschädigung der menschlichen Natur durch die Ur- oder Erbsünde heimzusuchen.

Wir bemerken, daß die Gier ein Ausdruck der verfehlten Liebe ist, vor allem der recht verstandenen Liebe zu sich selbst.

Genügsamkeit ist sowohl eine ethische Haltung als auch ein ästhetisches Ideal und Maß – Ethik und Ästhetik spielen auf dieser fundamentalen Ebene ineinander. Genügsamkeit ist der Grund oder Humus, aus dem die Vernunft der Selbstliebe sich nährt.

Der ethischen Haltung der Genügsamkeit entspricht das ästhetische Ideal der Klarheit, Deutlichkeit, formalen Schönheit und inhaltlichen Konzentration. Alles Aufgebauschte und Verblasene, Schwulst und Übertreibung, das Eindruckschinden mit grellen Effekten und Vulgarismen sind Ausgeburten einer die Kunst immer wieder heimsuchenden Gier – der Gier nach billiger Anerkennung ohne den Schweiß handwerklicher Mühen, der Gier nach Ruhm ohne Verdienst, nach Geld ohne Arbeit.

Das ästhetische Ideal des Maßes finden wir im klassischen Stil verwirklicht, der mit wenigen Mitteln viel sagt, mit Allusionen weniger glänzender Namen aus Geschichte und Mythos, mit Allegorien von Tugenden und Lastern, mit Masken menschlicher Institutionen und Sitten ein ellenlanges Epos der Odyssee der menschlichen Seele ersetzt, das langatmige grammatische Kausal- oder Konzessiv-Gefüge durch die elegante Verdichtung der Sperrung und Verschränkung der Worte überflüssig macht, die Empfindung durch das Beschwören einer Farbe, eines Klangs, eines Duftes verlebendigt, dem Gefühl Seufzer in den Vokalen, Wehmut und Trauer in der harten Fügung, Sehnsucht im Verschweigen des banalen Objekts und einen gelösten und heiteren Abschied in der Wendung der Anti-Klimax vermittelt.

Die Selbstgenügsamkeit des klassischen Stils beweist sich im Verzicht – Verzicht auf das auch noch Mögliche und auch noch Sagbare und darüber hinaus noch Assoziierbare, im Wegschneiden und gnädigen Amputieren der Wülste und Auswüchse, der überhängenden Ranken und des überwuchernden Zierrats, mit denen sich die Gier des parasitierenden Ausdrucks nicht genugtun kann.

(© Dr. Detlev Wilhelm Klee, Frankfurt am Main)

Artikel hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. Detlev Wilhelm Klee. Quelle: www.luxautumnalis.de



Z I T A T
Wenn ein jeder sich selbst genug wäre, brauchte er nur das Land zu kennen, das ihn ernähren kann.

(Jean-Jacques Rousseau, 1712–1778)

Einen Augenblick inne halten

Einen Augenblick inne halten, das Bisherige überblicken, das Kommende imaginieren und andeuten, mit all seinen Grenzen und Kontinuitäten. Was webt sich aus früherer Zeit ins Heute, was bedingt die spätere?

Wie fühlt sich Wind an und verbleibende Zeit?

Wie schreiben wir Geschichte weiter, unsere von genialer Hand entworfene Dichtung?

Wie fühlt sich Wiese an und Herbst?

Und schlagen wir dann die Augen auf und blicken um uns. Nicht über uns und nicht unter uns. - Um uns.

(© Monika Minder, 15. Aug. 2017)

Z I T A T

Ihr Ziel [der Komödie] ist einerlei mit dem Höchsten, wornach der Mensch zu ringen hat, frei von Leidenschaft zu sein, immer klar, immer ruhig um sich und in sich zu schauen, überall mehr Zufall als Schicksal zu finden und mehr über Ungereimtheit zu lachen als über Bosheit zu zürnen oder zu weinen.

(Friedrich von Schiller, 1759-1805)

Die beste Welt

Die Welt ist ein Zusammenhang und eine Reihe vieler Sachen, kein Widerspruch, kein schnöder Zwang
kann diesen Satz verwerflich machen;
Der Schöpfer hat von Ewigkeit
der schönsten Ordnung Sicherheit
vorher gesehn, gewählt, gegründet,
er wusste, was von Nöten war,
sein Bau stellt keinen Fehler dar,
weil alles sich so wohl verbindet.

(Voltaire, 1694-1778, französischer Philosoph)

Quelle: steht als Einleitung im Buch: Die beste Welt



Z I T A T

Des Lebens Phasen wiederholen sich so unzählig vor unseren Augen, und doch erkennen wir die Tatsache, die uns zum Verhängnis wurde, zu spät. — Das innere offene Auge zum Schauen heranzuziehen, sollte eines unserer Hauptziele bilden.

(Wilhelm Vogel, 18./19.Jh.)

W I R

Das Wirgefühl scheint sich digitalisiert zu haben. Man gehört zu Facebook, Twitter und Co. Ob Zeit bleibt ausserhalb des Internets Gemeinschaft und Miteinander zu leben und pflegen, können wir an unserem eigenen Verhalten ablesen.

Nicht nur soziale Netzwerke sondern auch Werbung ködern unsere Grundbedürfnisse. Wir-Gefühle werden uns über Waren, Lebensmittel und Mode suggeriert. Wir möchten einer Gruppe angehören, möchten dabei sein, verbunden sein, teilen, mitmachen..., das macht uns zu willigen Konsumenten.

Die Differenzierung liegt bei der Befriedigung. Was befriedigt unsere Grundbedürfnisse tatsächlich, was macht uns nur zu einer angepassten Marke. Ergebnisgleichheit stärkt nicht zwangsläufig auch das Wirgefühl oder das Gemeinschaftsgefühl.

Auch Firmen veranstalten Wir-Gefühl-Sachen wie zum Beispiel Ausflüge mit dem Vorstand oder mit der Belegschaft oder so altmodisches Zeugs wie Kegeln und Grillen. Altmodisch nicht negativ gemeint.

Der Sommer tut das ihre dazu. Schon auf der Strasse und im Café um die Ecke, wo man abends lange draussen sitzen kann, begegnet man sich anders.
Plötzlich sitzen wir mit fremden Leuten an einem Tisch oder solchen, die wir lange nicht mehr gesehen haben. Wir erzählen uns Geschichten, lachen, weinen, lauschen der lauen Sommernacht.

Wie leicht die Seele wird und wie beschwingt wir danach nach Hause gehen. Und wie nachhaltig solche kleinen Begegnungen sein können. Und wie wenig es braucht, um zufrieden zu sein.

Dieses Gefühl wird es in sozialen Netzwerken kaum geben. Zu oberflächlich, zu unpersönlich, zu gross...

Die Betonung liegt auf dem Gefühl, nicht auf der Form.
Das Gefühl findet sich nicht in einem Duschmittel, welches Cashmergefühle wecken soll, nicht in Marken, die unseren Status erhöhen, nicht in der Abschottung von Gruppierungen, sondern im offenen Austausch, im realen Miteinander.

(© M.B. Hermann, 2. Juli 2017)



Z I T A T

Es gibt in unserem Leben keine Frage, die nicht die Entwicklung des Gemeinschaftsgefühles erfordern würde.

(Alfred Adler, 1870-1937)

Freundschaft

Miteinander plaudern und lachen,
sich Gefälligkeiten erweisen,
gemeinsam schöne Bücher lesen,
einander mal necken,
mal Achtung bezeugen,
gelegentlich auch
Meinungsverschiedenheiten austragen,
aber ohne Haß.
Durch den selten vorkommenden Streit
die sonst meist
bestehende Übereinstimmung würzen;
einander belehren und voneinander lernen;
Das ist es, was man an Freunden liebt.

(Augustinus Aurelius, 354-430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger)

Z I T A T

Wir müssen immer trachten, nicht nur, was uns trennt, sondern was wir gemeinsam haben, herauszufinden.

(John Ruskin, 1819-1900)

Z I T A T

Überkompensation des Minderwertigkeitsgefühls führt zu Ehrgeiz, Herrschsucht, Machtstreben. Oberstes Ziel ist das Gemeinschaftsgefühl. Scheitert die Kompensation, folgt Absinken in die Geisteskrankheit.

(Alfred Adler, 1870-1937)



Was ist Dummheit?

Dummheit kann, in Anbetracht der Weltlage, nicht nur ein Mangel an Intelligenz sein. Denn auch Menschen mit hohem IQ sind gierig. Geldgierig, machtgierig, gierig nach Aufmerksamkeit..., um nur einige zu nennen.

"Dummheit ist ein Wundmal. Sie kann sich auf eine Leistung unter vielen oder auf alle, praktische und geistige, beziehen", sagte Adorno.

Der Geist scheint durch zu viel Technik zu verkümmern. Auch der Körper. Die Seele sowieso. Macht Technik dumm, krank und einsam?

Vielleicht eher die Art und Weise wie wir damit umgehen. Das war und ist ja schon mit dem Fernsehen so. Man kann bewusst auswählen und bewusst sein lassen oder alles über sich ergehen lassen, sich alles reinziehen.

Die heutige Gesellschaft ist busy, beschäftigt. Aber womit? Sie lässt zu vieles über sich ergehen. Es fehlt an wirklicher Leidenschaft, an sinnvoller Arbeit, an Wahrnehmung... .

Solange die Technik den Menschen nur dazu (ver)führt, ständig zu konsumieren, hat sie ihren Sinn verfehlt.

(© Monika Minder)

Es liegt in der Verantwortung aller Hände.

Es reicht nicht, immer grössere Konzerne zu bauen, verdichtet zu bauen, wenn dadurch die Aggressivität zunimmt. Vielleicht wäre es sinnvoller, dem Menschen mehr Raum zu geben und dafür soziale Einrichtungen für Begegnung in der Nähe zu schaffen, statt Dörfer und Stadtbezirke aussterben zu lassen.

Vielleicht wäre es sinnvoller, kleine Läden, Kneipen und Cafés zu subventionieren, als Geld in Grosskonzerne, Waffen- und Chemieproduktion zu stecken.

Was wir wirklich brauchen,
hat nicht mit Technik zu tun.

(© Monika Minder)

Was wir brauchen, ist ein Denken, das mit einbezieht. Das den Menschen mit seinen Urbedürfnissen und den anlagebedingten Verschiedenheiten erkennt. Wie mehr Technik wir haben, wir mehr entfremden wir uns von uns selber, von unseren Urbedürfnissen.

Wir schwimmen im Strom des Konsums ohne anzuhalten ohne innezuhalten. Welche Zeitverschwendung!

Es ist ein "Must have" in der Welt, das zeigt, wie gierig der Mensch nach Strohhalmen greift. Ähnlich einem Süchtigen, der täglich jede Menge Zeit und Energie aufwenden muss, um Zigaretten, Alkohol oder Drogen zu beschaffen.

Müssten sich die Menschen wie früher, mit viel Handarbeit, Nahrung beschaffen, hätten sie weitaus Sinnvolleres zu tun. Stattdessen füllen sie Leere durch berieselnde Geräte und berieseln sich mit noch mehr Langeweile und gefährlicher Strahlung.


Mehr Handarbeit braucht mehr Hände. Mit den Händen schaffen, an Prozessen beteiligt sein, etwas schaffen, das uns, den ganzen Menschen mit einbezieht, weil es mit Aufgabe zu tun hat, mit Leidenschaft, mit Liebe... .

Womöglich müssten wir uns dann nach getanter Arbeit nicht mehr berieseln lassen, sondern würden uns daran erfreuen über die Tagesgeschehen zu sprechen, uns auszutauschen und damit ein Stück Geschichte zu schreiben.

Oder denken Sie durch tägliches Kontrollieren, Liken, Bildchen hochladen etc. werden Geschichten geschrieben? Vielleicht einsame, die nie jemand liest, hört oder sieht.

(© Beat Jan, 14. Mai 2017)



Z I T A T

Rettungslose Dummheit ist eigentlich nur da zu finden, wo sie durch Intelligenz verdeckt wird.

(Paul Richard Luck, 1880 - 1940)

Wahre Bedürfnisse

"Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, was man lässt." Meinte jedenfalls Wilhelm Busch in seiner Bildergeschichte die Fromme Helene.

Wir sind eine Gesellschaft im Überfluss und leben auf Kosten anderer. Das ist das eine. Das andere, wir wissen es und machen munter mit. So munter, dass sogar Kritik und Alternativen vermarktet werden. Denn noch nie in der Geschichte der Menschheit haben so viele Personen am Wohlstand teilgenommen wie in unserer Gesellschaft.

Das scheint Argument genug zu sein, um alles beim Alten zu lassen. Unsere Bedürfnisse werden ja alle befriedigt.

Nur, was sind eigentlich unsere Bedürfnisse? Unsere wahren Bedürfnisse? Gibt es auch falsche? Hat man uns womöglich welche als wahr eingeredet?

Nicht nur welche, sondern viele. Das fängt schon damit an, was alles gesund sein soll und was nicht. Wann man aufzustehen hat, egal ob unser Biorhythmus das auch möchte. Was wir alles haben müssen, egal ob es Sinn macht und wir es wirklich brauchen. Wohin wir reisen sollen, welcher Beruf zu uns passt, ob und wieviel Nähe wir brauchen, was glücklich macht ... .

Wir dürfen uns ruhig fragen, ob wir ein ganzes Leben nach Vorgaben gelebt haben, nach Mustern, nach Traditionen und Normen und immer schön gegen den eigenen Biorhythmus, gegen die eigenen Bedürfnisse, gegen die eigenen Wünsche geschwommen sind.

Kein Wunder, wenn wir ausbrennen, depressiv werden oder sonstwie krank. Und oftmals ist es sogar eine Krankheit, die uns zeigt, dass es auch anders geht, dass ein Nein möglich ist und die nötige Abgrenzung neue Horizonte öffnet.

Die Frage, ob wir uns als Individuum noch ernst nehmen, tut sich auf. Wo wir uns doch in der angepassten Masse langsam aufzulösen scheinen.

Stellen wir uns doch einmal die Kinderfrage: "wenn ich gross bin, werde ich..." .

Was ist geblieben, was ist neu, was ist erfüllt worden, was ist noch offen...?

(© Monika Minder, 28. März 2017)



Der Reichtum, der keine Wünsche mehr offen lässt, kann sich selbst an der Sonne nicht mehr freuen.

(Wilhelm Vogel, 19./20. Jh)

Z I T A T

Die Sorge um die äußere Wahrheit kennzeichnet unsern heutigen Tiefstand.

(Gustave Flaubert, 1821-1880)

ANFANGEN

Jeder Tag ist ein Neuanfang, sagte Georg Eliot. Meistens empfinden wir das nicht ganz so krass. Jeder Tag scheint dem vorherigen zu ähneln. Aufstehen, arbeiten, ins Bett gehen... .

Und doch, war da nicht gestern diese Begegnung, weil ich für einmal meinen Kaffee in einem anderen Lokal getrunken habe? Und der Anruf eines Freundes, den ich länger nicht mehr hörte. Abends die Zeit, die ich mir für ein Buch genommen habe, statt mich durch langweilige Sender zu zappen oder blabla auf sozialen Netzwerken abzusondern?

Kleinigkeiten, denken Sie. Vielleicht! Aber, sind es nicht gerade diese kleinen einfachen Dinge, die den Alltag bunt streichen? Schliesslich besteht die meiste Zeit unseres Lebens aus Alltag. Umso schöner, wenn wir ihn nach unserem Geschmack gestalten können.

Ein bisschen muss man den süssen Kleinigkeiten allerdings schon entgegen gehen. Ab und an eine andere Route wählen, um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren, nein sagen, damit Raum für anderes entsteht, offen sein für das Hier und Jetzt... . Und schon entstehen viele kleine Glücks.

Anfangen braucht zuerst die bewusste Wahrnehmung unserer Gewohnheiten und Rituale.

(© Beat Jan, 15. Febr. 2017)

Z I T A T

Wenn der Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an – klage dich an, dass du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu rufen, denn für den Schaffenden gibt es keine Armut.

(Rainer Maria Rilke, 1875-1926)

FREIHEIT

Wir Menschen in der Überflussgesellschaft haben die Freiheit, zwischen verschiedenen Duschmitteln oder Fahrrädern und Autos oder Mineralwässer oder gar Smartphones... zu wählen, deren Unterschiede meistenteils belanglos sind.

Haben wir aber die Freiheit wirklich echt zu wählen?

Zum Beispiel reduziert zu konsumieren, dafür mehr Lebensqualität zu erhalten, wie weniger Lärm, mehr Grünzonen, bessere Luft ... .

Oder weniger lang arbeiten und doch eine interessante und erfüllte Arbeit zu machen. Statt eines teuren Autos eine bessere Wohnung oder ein eigenes Häuschen... .

Statt materielle Geschenke, mehr Gemeinsamkeiten... .

Statt sich messen mit dem, was wir haben und was die anderen haben, mehr teilen, mehr geben ... .

Würde sich damit der Pegel der Unzufriedenheit, des Neides, die daraus resultierenden Aggresssionen verändern?

Ausbruchsmöglichkeiten sind nicht nur im Konsum- und Produktionsverzicht zu suchen, als vielmehr in der Besinnung und Umstellung auf wertvollere Produktions-Ziele.

Wie etwa humanere Städte bauen und Wohnungen, in denen sich der Mensch besser entfalten kann. Dörfer wieder beleben und autarker gestalten, Grünzonen erhalten und schaffen...

Wir leben in einer extravertieren Welt, die laut, stinkig und hektisch ist, in der es um Selbstdarstellung und Äusserlichkeit geht. In dieser Welt fühlen sich viele Menschen gestresst, bedroht und unsicher.

Fahren wir so weiter, werden es in Zukunft nicht nur die Hochsensiblen sein, die darunter leiden. Burnouts und Depressionen sind längst zunehmend.

Gerade in der Produktion und Gestaltung ist es wichtig andere Seiten einzubeziehen, mit Menschen, die anders sehen und fühlen zusammen zu arbeiten. Es sind die Introvertierten und Hochsensiblen, die uns diese Werte zeigen können.

Gerade Wohn- und Nachbarschaftssituationen brauchen tiefgreifendere Überlegungen beim Bauen und bei der Gestaltung. Manche Menschen arbeiten zudem nachts und schlafen tagsüber, was bei hellhörigen Wänden zu ständigen Konflikten, zu Stress und Krankheit führen kann. Auch Materialien, die Schadstoffe enthalten.

Freiheit, wo wir uns für Werte entscheiden, die alle mit einbeziehen.

(© Monika Minder, 17. Jan. 2017)






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